Die Politik im Stadion ist ein heikles Thema. Bei Umweltangelegenheiten sieht es jedoch anders aus. DFB und DFL haben Ideen, um den Sport umzugestalten, und es stellt sich die Frage, wie entschlossen sie dabei sind. Viele Menschen dürften den Gewinner des DFB-Pokals im Frühjahr kennen. Aber erinnert sich jemand daran, dass die Startspiele der neuen Pokalsaison um eine Minute verspätet begannen? Der Grund dafür war, Informationen zum Klimawandel über die Stadionlautsprecher zu verbreiten. An vielen Orten gab es auch vegane Aktionswürste.
Dieses Ereignis unterstreicht den neuen Fokus auf Nachhaltigkeit im Fußballgeschäft. Es geht nicht mehr nur darum, dass der Rasen grün ist. Jetzt möchte man Klima- und Umweltschutz stärker in den Vordergrund stellen. Nicht nur der DFB, sondern auch viele Clubs setzen sich für diese Sache ein. In den letzten Monaten hat sich besonders die Deutsche Fußball Liga (DFL) in diesem Bereich engagiert.
Nachhaltigkeit ohne Bemühungen? Keine Erlaubnis zum Spielen!
Ende 2021 verankerte die DFL nachhaltiges Agieren fest in ihrer Satzung. Im darauf folgenden Frühjahr gab es dann einen weltweiten Durchbruch. Die Mitgliederversammlung fügte als erste große Profifußballliga weltweit Nachhaltigkeitsstandards in ihre Lizenzregeln ein. Diese Maßnahmen sollen spätestens in der Saison 2024/25 alle Klubs zu einer ökologischeren Haltung zwingen.
Das bedeutet konkret: Jeder Verein, der in der 1. oder 2. Bundesliga spielen möchte, muss Nachweise für Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit vorlegen. Fehlen diese Nachweise, gibt es keine Lizenz zum Spielen. Das betrifft alle, vom SV Sandhausen bis zu Bayern München.
Diese sogenannte Nachhaltigkeitsrichtlinie wird durch die frisch ins Leben gerufene „Kommission Nachhaltigkeit“ und das „DFL-Nachhaltigkeitsforum“ unterstützt. Man kommt nicht um den Begriff herum. Und das könnte nicht nur dem Klima des Planeten helfen, sondern auch dem Verhältnis zwischen Profis und Fans, welches als immer frostiger empfunden wird. Doch sobald sich Funktionäre, die auf ihr Image bedacht sind, hinter Umweltthemen verstecken, wird oft der Vorwurf des Greenwashings laut.
Der Profifußball hat politische Züge
Wie ernst nehmen wir die ökologischen Versprechungen eines Sports, wenn die Spieler für internationale Spiele und Trainingscamps weltweit reisen? Dabei kassieren Vereine und Verbände oft hohe Sponsoringgelder von Gas- und Ölunternehmen, Fluglinien und Autobauern. Und dann gibt es noch die Weltmeisterschaft in Katar, dem kleinen Staat, in dem Spieler und Fans für jedes Match aus dem nahen Dubai anreisen müssen.
Eines ist klar: Der deutsche Fußball besitzt mehr Einfluss, als viele Insider bereit sind zuzugeben. Die Stadien des Landes senden Signale nach außen. Die Ereignisse und Aussagen dort formen und prägen. Sie beeinflussen sogar gesellschaftliche Werte und politische Standpunkte.
Der Profifußball ist nicht frei von Politik. Das ist eine Tatsache, die die Industrie immer wieder und fast einhellig ablehnt. Es überrascht also, dass Schlüsselfiguren wie DFL und DFB im Bereich der Nachhaltigkeit mutig voranschreiten. Wer die Diskussionen über das mögliche Verbot von Kuhmilch im Wolfsburger Stadion oder die vegane Wurst in Schalke verfolgt hat, versteht: Nachhaltiges Verhalten hat politischen Charakter. Und es spaltet. Seit knapp neun Monaten steht jedoch in der Präambel der Liga-Satzung: „Der DFL e.V. und seine Vereine und Kapitalgesellschaften arbeiten daran, das Bewusstsein für verantwortungsbewusstes Handeln in der Bevölkerung zu festigen.“
Dass dies nicht nur leere Worte sind, zeigt sich an den Mindestanforderungen der Nachhaltigkeitsrichtlinie. Diese reichen von Fanartikeln und Merchandising über das Management von Ressourcen bis hin zum gastronomischen Angebot in den Stadien. Dabei verpflichtet sie in einer beeindruckenden Vielfalt von Bereichen zu einer stärkeren Nachhaltigkeit. Getreu dem Motto: Gemeinsam für den Sport.
Geringe Anforderungen an alle Klubs
Allerdings beschränken sich die meisten Minimalvorgaben auf eine Pflicht zur Information durch die Vereine. Diese bezieht sich etwa auf die Frage, welcher Anteil der Fahrzeuge im Fuhrpark elektrisch ist oder welcher Prozentsatz des Gesamtbudgets für Nachhaltigkeit verwendet wird. Konkrete Aktionen fehlen oft. Findet man sie, sind sie meistens sehr allgemein gehalten. So könnte beispielsweise die geforderte Maßnahme zur „Reduzierung des Energieverbrauchs“ theoretisch schon durch das Einsetzen einer Energiesparlampe im Büro erfüllt werden. Dieser wenig zielstrebige Beginn ist jedoch absichtlich so gewählt.
Bei der DFL möchte man niemanden überfordern, da die Ausgangspositionen der Vereine sehr variieren. Während der SC Freiburg schon die weltweit größte Solaranlage auf einem Stadion besitzt und Schalkes Arena mehrfach als „vegan-freundlichstes“ Stadion in Deutschland geehrt wurde, fangen andere erst an. Selbst der FC Bayern kennt bisher nicht die Größe seines CO2-Fußabdrucks. „Aller Anfang ist schwer“, so die sinngemäße Aussage des Ligaverbandes. Das ist richtig und bedeutend, denn alle Beteiligten müssen einbezogen werden. Im Fußball gelten dieselben Grundsätze wie in der gesamten Gesellschaft: Nachhaltiger zu handeln ist ein gemeinsamer Prozess des Suchens und Lernens. Doch es muss auch gesagt werden, dass mehr machbar wäre, wenn die DFL es wirklich wollte. Viele bewährte Klimaschutzmaßnahmen stehen in Konflikt mit anderen Zielen des Verbandes, wie beispielsweise der globalen Vermarktung der Bundesliga.
Ökologische Snacks hier, häufige Flüge dort
Zweifellos erhöhen die Werbeaktionen deutscher Bundesligavereine in den USA oder in Japan die globalen Marketingmöglichkeiten und erscheinen daher wirtschaftlich sinnvoll. Allerdings sind die vielen Flüge und Reisetouren schlecht für das Klima. Die DFL und die Vereine müssen in diesem Bereich ernsthaft nachjustieren, wenn sie einen glaubhaften Klimaschutz anstreben wollen. Dies wird entscheidend sein, um die Fans zu überzeugen, die oft ein feines Gespür für Authentizität haben. Ökologische Pommes im Stadion oder ethisch hergestellte Kapuzenpullis mit dem Vereinslogo sind nur mehr als bloße Spielereien, wenn die Klubs und ihre prominenten Spieler selbst mit einer entsprechenden Einstellung vorangehen. Auch die Zusammenarbeit der Vereine mit weniger nachhaltigen Firmen muss überprüft werden, ebenso wie die Promotion der Bundesliga in Ländern, die wichtige Nachhaltigkeitsstandards missachten.
Die DFL muss zunächst klären, was unter „Nachhaltigkeit“ genau zu verstehen ist. Trotz des Namens bietet die Nachhaltigkeitsrichtlinie hierzu wenig Konkretes. Anstatt für jede Kategorie klare Definitionen festzulegen, verlässt sich der Ligaverband ungenau auf die 17 Ziele der Vereinten Nationen und „verschiedene Nachhaltigkeitsstandards“. Nur bei Spezialthemen wie dem „Lebensmittelkonzept“ und den „Merchandising-Artikeln“ wird die Richtlinie spezifisch. Angesichts der längst bekannten Klimakrise und Umweltprobleme des Profifußballs erscheint die neue Ausrichtung der DFL reichlich spät. Doch sie ist nun vorhanden. Ob das „Nachhaltigkeitspressing“ im Profifußball intensiviert wird, ob die aktuelle Strategie andere inspiriert und Erfolge erzielt, bleibt abzuwarten. Die Verantwortung liegt nun bei den Verbänden, Vereinen und Spielern. Wenn sie die Initiative ergreifen, werden auch die Fans und Amateurfußballer folgen – genau das ist es, was der Profifußball eigentlich erreichen will.
Nachhaltigkeit bei Sportwetten
Nachhaltigkeit bei Sportwetten ist ein wachsendes Thema, das sowohl die Anbieter als auch die Verbraucher betrifft. Im Kontext der allgemeinen Bemühungen, umweltbewusster und ethisch verantwortungsbewusster zu agieren, fokussiert sich die Branche zunehmend auf Praktiken, die über das reine Wettgeschäft hinausgehen. Für die Anbieter von Fußball Sportwetten und Co. bedeutet dies oft, transparenter in Bezug auf ihre Geschäftspraktiken zu sein. Einige Unternehmen fördern nun aktiv Programme, die auf Spielsuchtprävention abzielen. Andere legen Wert auf umweltfreundliche Betriebsmethoden, wie den Einsatz erneuerbarer Energien in ihren Büros oder die Reduzierung von Papierabfällen in ihren Geschäften.
Für Verbraucher bietet nachhaltiges Wetten die Möglichkeit, informierte Entscheidungen darüber zu treffen, mit wem sie Geschäfte machen. Einige bevorzugen möglicherweise Wettunternehmen, die eine klare Verpflichtung zur sozialen Verantwortung zeigen oder die in Umweltschutz investieren. Darüber hinaus erkennen viele Regierungen und Aufsichtsbehörden die Bedeutung von Nachhaltigkeit in diesem Sektor an. Sie implementieren Richtlinien und Regelungen, die die Branche dazu ermutigen, ethischer und verantwortungsbewusster zu agieren.
Insgesamt zeichnet sich ein klarer Trend ab: Nachhaltigkeit bei Sportwetten, insbesondere bei Online Wetten entwickelt sich zu einem wichtigen Faktor, der sowohl die Industrie als auch das Kundenerlebnis prägt.
Kryptowährungen und Kryptowetten
Nachhaltigkeit bei Kryptowährungen und Kryptowetten ist ein komplexes und oft diskutiertes Thema. Einerseits bieten Kryptowährungen wie Bitcoin eine dezentrale und transparente Methode, die in vielen Bereichen, einschließlich Wetten, eingesetzt werden kann. Andererseits steht die Technologie hinter vielen Kryptowährungen, insbesondere der Energieverbrauch von Mining-Operationen, in der Kritik.
Bei Kryptowetten, wo Wetten mit digitalen Währungen platziert werden, entstehen ähnliche Herausforderungen. Anbieter müssen sowohl die ökologischen Aspekte berücksichtigen als auch ethische Standards einhalten. Initiativen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Verwendung von erneuerbaren Energien im Kryptowährungsbereich nehmen zu. Die Verbindung von Nachhaltigkeit und Kryptowetten bleibt jedoch ein sich entwickelnder und vielschichtiger Bereich, der kontinuierliche Aufmerksamkeit und Innovation erfordert.
Fazit zur Nachhaltigkeit im Fußball
Nachhaltigkeit im Fußball steht noch am Anfang. Vereine und Verbände haben erste Schritte unternommen, doch es bleibt viel zu tun. In den Stadien finden sich zwar ökologische Snacks, aber die Zusammenarbeit mit weniger nachhaltigen Unternehmen und die häufigen Flüge zeigen ein gemischtes Bild. Die DFL muss klar definieren, was sie unter „Nachhaltigkeit“ versteht. Nur dann können konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Die Fans spielen eine entscheidende Rolle und erwarten authentische Bemühungen. Daher müssen die Klubs und ihre Spieler mit einer entsprechenden Einstellung vorangehen. Auch der Zeitpunkt ist kritisch. Die neue Ausrichtung der DFL kommt spät. Sie muss nun beweisen, dass sie ernsthaft ist.
Die globale Vermarktung der Bundesliga steht im Widerspruch zu vielen effektiven Klimaschutzmaßnahmen. Deshalb ist ein echtes Engagement für das Klima eine Herausforderung. Aber es bietet auch Chancen. Die Profis, Vereine und Verbände können sich als Vorreiter präsentieren. Die Fans und Amateurfußballer werden folgen. Es ist ein gemeinsamer Such- und Lernprozess. Die Initiative liegt bei den Profis, und sie muss auch jetzt im Fußball ergriffen werden.